Zum 35. Vienna City Marathon fanden sich bei sommerlicher Witterung neun Mitglieder des LC Wolkersdorf ein, von denen zwei den gesamten Marathon, vier den Halbmarathon und drei ausschließlich die Staffel liefen. Um unsere Erfahrungen beim größten Laufsportereignis Österreichs anschaulich wiederzugeben, berichten drei unserer Mitglieder, die am Sonntag dabei waren, von ihren Eindrücken.
Stefan, Marathon
Sonntag, 22. April 2018. 9:00 Uhr. Endlich war es soweit. Schon lange hatte ich auf diesen Moment gewartet. Als ich mich in meinem Startblock 2 einreihte, konnte ich es kaum erwarten loszustarten. 3:15:00 war mein großes Ziel, obwohl ich aufgrund der hohen Temperatur schon vor dem Rennen meine Bedenken hatte, dass ich diese Zeit wirklich schaffen kann. Und dann kam schon auf den ersten Metern der erste Rückschlag. Wieder einmal waren viel zu viele langsame Leute in meinem Startblock und ich konnte nicht mein geplantes Tempo gehen. Über die Reichsbrücke und durch den Prater musste ich andauernd Slalom laufen und verlor somit schon auf den ersten Kilometern wertvolle Zeit und Kraft. Ich ließ mich dadurch allerdings nicht verunsichern, ein Marathon dauert schließlich 42,195km und da ist es sowieso nicht schlecht, zu Beginn ein bisschen langsamer zu laufen. Vor allem bei diesen Bedingungen.
Bis zur Halbmarathonmarke lief ich daher eine etwas geringere Pace als geplant und erreichte die Hälfte des Rennens nach 1:39:18. Da es mir zu diesem Zeitpunkt körperlich noch sehr gut ging, versuchte ich langsam mein Lauftempo zu erhöhen. Bei jeder Labstation schüttete ich Wasser über meinen Kopf und trank auch ein paar Schluck. Es wurde gefühlt von Kilometer zu Kilometer wärmer. Umso wichtiger war es für mich, meinen Körper abzukühlen und ausreichend Flüssigkeit aufzunehmen. Bei KM 25 nahm ich mein zweites Gel zu mir (erstes bei KM 15) und erreichte somit voller Energie zum zweiten Mal die Prater Hauptallee. Ich konnte noch immer meine Geschwindigkeit erhöhen und Läufer um Läufer überholen, was mich zusätzlich motivierte. Kurz vor dem Stadion erblickte ich Michi, der auf die Staffelübergabe wartete, Xandi und meine Mama. Sie feuerten mich allesamt eifrig an und konnten mich weiter pushen.
Die berühmte 30 Kilometer Marke, ab der viele Läufer Probleme haben und der sogenannte „Mann mit dem Hammer“ wartet, konnte ich noch mühelos überlaufen. Es war Zeit für mein drittes Gel. Auch die etwas unangenehmen Kilometer Richtung Lusthaus und wieder retour konnte ich noch recht zügig absolvieren. Zu diesem Zeitpunkt bewegte ich mich sogar in Richtung meiner geplanten Zielzeit hin. Nach 35 Kilometer nahm ich mein letztes Gel zu mir. Zwei Arbeitskollegen jubelten mir vom Streckenrand zu und versuchten mich weiter voranzutreiben. Doch schön langsam merkte ich, wie ich mein Tempo nicht mehr ganz halten konnte. Hinaus aus dem Prater und Richtung Ringstraße wurde es nun doch noch zu einem richtigen Kampf. Ich versuchte mir schon den Zieleinlauf vorzustellen und dachte auch an meine bisherigen Marathons. Keep running or die trying – so lautete schon oft mein Motto. Und auch diesmal hieß es einfach irgendwie durchbeißen und sich ins Ziel retten.
Am Ring angekommen wusste ich, dass ich es mehr oder weniger geschafft hatte und eine tolle neue persönliche Bestzeit aufstellen werde. Ich lief wie in Trance die letzten Kilometer Richtung Rathaus und konnte sogar noch zu einem kurzen Endspurt ansetzen. Nach 3:17:28 überquerte ich die Ziellinie – glücklich, aber irgendwie doch nicht ganz zufrieden. Im ersten Moment ärgerte ich mich schon ein wenig, dass ich am Schluss nachlassen musste und somit meine angepeilte Zeit nicht erreichen konnte. Aber schon wenig später musste ich mir eingestehen, dass an diesem Tag einfach nicht mehr drinnen war und ich mein Bestes gegeben hatte. Außerdem war es bestimmt nicht mein letzter Marathon!
Vinzent, Halbmarathon
Ein wenig Ehrfurcht schwingt vor dem Start in den Vienna City Marathon – genauer: in den Halbmarathon – immer mit. Die Kulisse von zehntausenden Läufern und Läuferinnen unterschiedlichster Nationen am Start auf der Wagramer Straße zählt zu den aufregenderen Lauferlebnissen des Jahres. Zum Glück verfliegt die Anspannung recht bald nach dem Start, wenn das monotone Galoppieren der Laufschuhe um einen herum den Rhythmus vorgibt.
Nach mehreren hundert Laufkilometern in diesem Frühjahr fühlte ich mich gut vorbereitet. Als Winterfreund bereiteten mir nur die Temperaturen ein wenig Sorge, auch wenn ich es als Halbmarathonläufer noch vergleichsweise gut erwischt haben sollte und der Mittagshitze nicht ausgesetzt sein würde. Ich wollte die ersten Kilometer mit einer Pace von 4:00 min/km zurücklegen, um dann nach Möglichkeit noch etwas draufzulegen. Nach der angenehm schattigen Hauptallee war der Moment der Wahrheit gekommen, und ab der Lände probierte ich das Tempo ein wenig zu forcieren, was mir zu diesem Zeitpunkt schwer fiel. Erst die dieses Jahr erfreulich vielen Zuschauer entlang der Ringstraße sorgten rund um Kilometer 10 für ein Motivationshoch, das mir in dieser Laufphase die schnellsten Kilometer besorgte – vielleicht ein wenig zu schnell, denn in der unbarmherzigen Sonne auf der linken Wienzeile musste ich spätestens ab der Pilgramgasse wieder runter vom Gas, und fand erst auf der äußeren Mariahilferstraße wieder in einen guten Rhythmus, den ich bis ins Ziel mitnehmen konnte.
Ohne eine fixe Vorstellung einer Wunschzeit ins Rennen gegangen, war ich mit meinen 1:23:17 schlussendlich sehr zufrieden, bedeutete das doch eine Verbesserung meiner persönlichen Bestzeit um eine halbe Minute – mehr war unter den gegebenen Umständen kaum machbar.
Michael, Staffel
Als Abschlussläufer lag es also an mir, die erbrachten Leistungen der ersten drei LäuferInnen mit dem Erreichen unseres Ziels zu krönen. Vorgenommen hatten wir uns eine Gesamtzeit von 3:30 – 3:35. Ich kam in zweierlei Genuss. Einerseits von vor allem zu meiner Startzeit doch recht hohen Temperaturen, andererseits durfte ich den Zieleinlauf miterleben. Wobei sich Ersteres bald als Bestzeit-/Rekordkiller erweisen sollte. Leider konnte ich die Pace, die ich mir vorgenommen hatte, nicht bis zum Ende durchziehen, es war schlichtweg zu heiß. Trotzdem erreichte ich zumindest mein Minimalziel, blieb mit 59 min für die 11,5km unter einer Stunde und schloss unsere Staffel mit 3:33:… ab. Somit durften Herbert, Katharina, Johannes und ich durchaus zufrieden mit uns sein. Danke Leute, es war mir ein Vergnügen! 🙂