Der Spaß an der Freude und in gewissem Maße auch der Spaß an der Qual sind für jene MitgliederInnen des LC Wolkersdorf, die sich regelmäßig zu den sogenannten Homeruns verabreden, gewichtige Kategorien des Denkens und Handelns. Nicht selten waren dabei Distanzen über 50km zu laufen, z.B. von Hollabrunn oder Hohenau nach Wolkersdorf. Auch diesmal wäre geplant gewesen, diese Kilometerschwelle zu überschreiten, aber eine dritte Kategorie des Denkens verhinderte es: Vernunft. Angesichts der hitzigen Wetterprognose wurde aus unserem ursprünglichen Ausgangspunkt Tulln die wesentlich nähere Rattenfängerstadt Korneuburg. Der mit einer Länge von gut 27km nicht sehr direkte Weg von dort nach Wolkersdorf sollte am vergangenen Sonntag freilich Herausforderung genug darstellen.
Als Dienstleister für die Anreise wählten wir am späten Nachmittag die ÖBB, die den Ferrophilen unter uns den Puls bereits vor Beginn des Laufs in lichte Höhen schraubte. Aufgrund der Sanierung der Donaubrücke und der damit verbundenen Sperre der Schnellbahnstammstrecke wurde der Zug nach Korneuburg von Leopoldau aus über die sogenannte Italienerschleife geführt, der Allgemeinheit auch als Floridsdorfer Hochbahn bekannt. Diese normalerweise nur von Güterzügen befahrene Gleisverbindung verdankt ihren Namen den italienischen Kriegsgefangenen, die zu Zeiten des 1. Weltkrieges für den Bau herangezogen wurden. Mit der Sensation dieser Befahrung abgeschlossen habend, starteten wir kurz nach 17:30 Uhr zu fünft bei hochsommerlichen 28°C mit dem eigentlichen Zweck des Ausflugs, dem Lauf nach Wolkersdorf.
Die Route folgte zunächst dem Treppelweg an der Donau stromabwärts, ehe nach etwa 5km der steilste Anstieg der Strecke wartete: Über den Czastkaweg von Langenzersdorf hinauf auf den Bisamberg, von 165m auf knapp 360m.
Angesichts des noch langen Weges nach Wolkersdorf mit den Kräften haushaltend, genossen wir die Aussicht auf die Donau, und die im Waldgebiet deutlich angenehmeren Temperaturen. Daneben blieb wie immer Zeit für Naturkunde und Geschichte: Hobbyhistoriker Philipp M. klärte uns über die militärhistorische Bedeutung des Bisambergs auf, die ebendiesem speziell während des Preußenkriegs und des 2. Weltkrieges innewohnte, während unser Nicht-mehr-so-Neomitglied Daniel B. die Besonderheiten der örtlichen Fauna und Flora hervorhob. Nach der Erklimmung des Gipfels folgte ein längerer, flacher Abfall der Strecke nach Hagenbrunn hin. Wir blieben den Heurigen fern und liefen über Königsbrunn und den Maria-Lourd-Weg westlich von Enzersfeld weiter in Richtung Manhartsbrunn, wo die Sonne bereits den täglichen Untergang andeutete.
Nach kurzem Verpflegungsstopp mit Hollersirup und Apfel-Traubensaft joggten wir die letzten Kilometer in güldenem Abendlicht hinunter nach Wolkersdorf, wo wir kurz vor 21 Uhr beim Schloss, dem traditionellen Schlusspunkt der Homeruns, eintrafen. Aber nächstes Mal dann doch lieber wieder länger!